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Helmut Hahn
Malmedyer Straße 179
B-4780 Sankt Vith

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Anmerkungen zum Konzept der Holunderschule

Dieses Konzept der Holunderschule ist begründet in Beobachtungen, Erfahrungen und Erkenntnissen von Pädagogen, Biologen und Spielraumplanern, die das Maß ‘Lebensfroh und kindgerecht’ an die engere Umwelt von Kindern und jugendlichen legen.

Lebensfroh und kindgerecht - das Maß sind die Kinder!

Um zu ihnen zu finden, zu ihren Bedürfnissen und Urbedürfnissen, zur Vielfalt ihrer Eigenarten und Fähigkeiten und dann zu einer Spielraumplanung, die dieser Vielfalt angemessen ist, müssen wir nicht den Umweg über Forschungsergebnisse der Wissenschaften gehen - wir von der HOLUNDERSCHULE wählen den direkten Weg: Wir sehen uns die Kinder an, wir beobachten sie. Wie bewegen sie sich? Wie spielen sie? Wir sehen ihnen auf die Finger und - lernen!

Klein ist groß: Ein Stock in der Hand - und ich bin König! Ein Buchenblatt auf der Pfütze - ist mein Schiff auf dem Ozean.

Komm, spiel mit! Hier, da hast du auch ein Blatt! Zu zweit, zu dritt schaukelt die Freude sich hoch. Egon mit seinem großen, ferngelenkten Dampfer, fünf Batterien, geht einen Schritt zurück, wenn die andern kommen. Da sind wir schon mitten drin in der Sozialpädagogik: Vom Zurückgehen haben wir mehr als genug im Kindergarten, Schule und anderswo: Den fass ich nicht an! Neben dem will ich nicht sitzen! ...

Selber machen!
Sie ziehen ein Brett über den Graben - und haben eine Brücke! Eine Ingenieursleistung! Wir können Brücken auch kaufen, sogar Wackelbrücken in der DIN-gerechten Kataloglandschaft, schon ab fünftausend Euro. Aber: Das Brett ist größer, selbstgemacht!

Etwas begreifen:
Mit den Händen geht das Lernen los, erst das Begreifen, dann der Begriff! Nur: Da liegt gar nichts herum zum Be-greifen - auf dem Rasen, auf dem Spielplatz, auf dem Schulhof, alles glatt und sauber. Wegen der Füße. Schuhe sauber, Schule gut. Nicht gut! Holunderschul-Regel Nr. 1: Es muss etwas herumliegen (dürfen!), und nicht zu knapp: Bretter, Latten, Klötze, Steine, Blätter und ein großer Haufen Reisig, in der,,Wilden Ecke" (Burg, Ruine ... ), wo es die Nachbarn und den Hausmeister nicht stört.

Ordnung
- Seht euch mal an, wie die Kleinen ihre Stube unter dem Holunder in Ordnung bringen, Blätter wegfegen, "Feuerholz" stapeln, den Tisch decken"! Ordnung, ein menschliches Urbedürfnis. Wie aber sollen Kinder und Heranwachsende dieses Bedürfnis nach Ordnung befriedigen auf einem Gelände, das von hinten bis vorn in Ordnung ist?! Da gibt es für die, die etwas "machen" und nicht nur herumstehen wollen, nur noch eins: kaputt machen!

Verändern
- hat mit Kaputtmachen nichts zu tun! Im Verändern entladen sich Lebensfreude und Gestaltungsdrang, hier wird im Spiel das Lernen geboren: Aus einem Brett wird eine Brücke, eine Wippe, ein Tisch, eine Rampe; und ein Hügel wird zum Mitspieler und Lehrmeister erst dann, wenn er sich bewegen, verändern darf!

Verstecken: Auch ein Urbedürfnis, ... sich irgendwo ein Nest bauen, in dem man sich verstecken kann..., das ist vielleicht eine der stärksten Eigentümlichkeiten des Kindes" (Luigi Santucci, s.u.). Ein Spiel- oder Pausengelände ohne Schleichwege, Nischen und Höhlen macht Kindern eher Angst als Freude.

Räume schaffen: Ein offener, platter Spiel- oder Pausenplatz ist nicht groß, sondern leer. Leer ist langweilig. Da treibt es kleine und auch größere Leute (natürlich!) in die äußersten Winkel und Kanten, hinter die Mauer, in die Rabatten - man sucht und braucht sein Plätzchen, ist auf der Platte unsicher, orientierungslos.

Also bringen wir Räume, Strukturen ins Gelände, und das Zaubermittel heißt Gebüsch!

Büsche, die das Gelände in Spielräume unterteilen, das ,Grüne Klassenzimmer", Höhlen, Nischen, SchLeichwege schaffen, Windschutz und Schatten geben, den Zaun verdecken, das Grau in Grün verwandeln.

Gebüsch: Bäume kennen wir, aber das Gebüsch ist uns weitgehend aus dem Blick geraten, das Gebüsch aus heimischen Sträuchern: Holunder, Hainbuche, Haselnuss, Ohrweide, Hartriegel, Schlehe, Weißdorn, Feldahorn, Heckenrose, Traubenkirsche statt Schneebeere, Cotoneaster, Mahonien... Diese Exoten sind auch schön - besonders dort, wo sie zu Hause sind: in Kanada oder am Mittelmeer. Dort auch haben sie die begleitende Fauna, der Holunder hat sie hier! Hier finden wir Blattläuse und Marienkäfer, die von den Blattläusen leben. jeder heimische Strauch hat mindestens zwanzig Tierarten, die zu ihm gehören, der Holunder hat mehr als hundert!

Unterricht! Unsere heimischen Sträucher (und Bäume) sind Spiel und Unterricht von der Wurzel bis zur Blüte, sie sind ja über die Jahrhunderte in unsere Kultur gewachsen - mit Märchen, Mythen, Liedern, Gedichten, mit Ahornkrone und Weidenfläte.

Ästhetik: Warum soll es nicht schön sein und noch schöner werden, unser Schul- und Spielgelände? Führt der Eingang in ein Krankenhaus, eine Tiefgarage? Warum nicht eine Pergola mit Wildem Wein und Kletterrosen? Warum nicht Waldreben an den Pfeilern, Brombeeren und Hopfen am Zaun? Seht euch den Blättertisch und den "Blumenstrauß" in Melanies Butze an - Kinder haben einen feinen Sinn für das Schöne in ihrer Welt!

Zerstörung?
Schönes wird nicht gern hässlich gemacht, eine begrünte Fassade nicht zur Graffitiwand. Und eine Spiellandschaft mit Berg, Kuhle, Graben, Kletterästen, Baumstümpfen, Steinen und Gebüsch kann verändert, aber nicht zerstört werden.

Sicherheit!
Je wilder das Gelände, desto weniger Unfälle! Das belegt die Statistik des Gemeinde-Unfallversicherungsverbandes "GUV". Eine Brombeerranke streift einmal mein Gesicht, dann weiß ich Bescheid! lch ziehe den Kopf ein oder hebe den Fuß - eine Lektion im Wahrnehmen, Aufpassen, die auf bewegt strukturiertem Gelände zur täglichen, zur permanenten Übung wird. Was Eltern, Lehrer und Erzieher im Umgang mit Kindern und Jugendlichen dankbar zur Kenntnis nehmen.

Kreativität! In einer naturnah bewegten Umwelt begegne ich nicht nur dem Busch, der Pfütze, der Schnecke, dem Kieselstein - ich begegne auch mir selbst, meinen Anlagen, meinen Neigungen, meiner Neugier, meinem Können; ich "kann die Topographie (meines) eigenen Landes bis in die geheimsten Winkel entdecken" (Santucci), kann mit Stöcken, Steinen, Blättern und Sand zum Könner, zum Künstler werden.

Gewalt: "Die Aggressivität unserer Schüler tendiert gegen Null!" sagt Egon Brandt, Rektor der Grundschule in Himmelpforten - nach der Umgestaltung. "Hebbt ji gor keene Kinner mehr?" ruft Nachbars Oma über den Zaun der Leiterin des Bassumer Kindergartens zu. Sie hatte sich des öfteren über den Lärm der Kinder beschwert, nun hört sie die Kleinen gar nicht mehr - nach der Umgestaltung.

Luigi Santucci:
"Das Kind, sein Mythos und sein Märchen" Schroedel Verlag, Hannover 1964

Text: Heinrich Benjes; Begründer der Holunderschule
weitere Infos siehe www.holunderschule.de